Lübeck: Archiv – 22.05.2022, 17.37 Uhr: Das Konzert der Possehl-Musikpreisträger 2021 konnte wegen Corona erst jetzt stattfinden. Zum 58. Mal stellten junge Musici unter Beweis, was die Musikhochschule Lübeck leistet: Zwei Pianisten und zwei Holzbläser gingen als Erstplatzierte aus dem Wettbewerb hervor. Alle Vier dokumentierten zugleich die Internationalität des Instituts. Im Großen Saal begrüßte Präsident Prof. Rico Gubler am Sonnabend ein großes Publikum und dankte der Possehl-Stiftung für ihr langjähriges finanzielles Engagement.
Auch dieses Konzert stand im Zeichen des Ukraine-Gedenkens, wie Jury-Vorsitzender Dr. Ole Krönert in seiner Ansprache erläuterte („Musik als Trost“). Er wies auf die kulturelle Verantwortung der Possehl-Stiftung hin und dankte Prof. Gubler – der nach diesem Semester in seine Heimat Schweiz zurückkehrt – für dessen erfolgreiche Arbeit in der Hansestadt. Die Erfolge der Wettbewerbsteilnehmer sind aber auch ein Verdienst ihrer Dozenten.
So bewies Prämiengewinner Strahinja Pavlovic mit der Klarinettensonate von Leonard Bernstein nicht nur optimales Zusammenwirken von Fingertechnik und Atem, sondern fühlte sich auch wohl im kontrastreichen Synkopen-Stil – zumal ihn Tamami Toda-Schwarz am Flügel auf Fingern trug. Die dritte Preisträgerin, die Oboistin Yusuke Morita, bewegte sich in Romantik pur bei den drei Romanzen von Clara Schumann, spannte die melodischen Bögen mit Elan und hatte in Christian Ruvolo den exzellenten Begleiter. Dessen Schüler Rodolfo Focarelli erhielt den Preis für die beste studentische Klavierbegleitung.
Doppelter Ausbilder-Sieger war Prof. Konrad Elser, aus dessen Klavier-Klasse immer wieder große Begabungen in die künstlerische Praxis hinausgehen. Yusuke Morita (2. Preisträger) gelang im ersten Satz von Alban Bergs Sonate h-Moll op. 1 die maßvolle Bewegung in dem (noch nicht ganz so) sperrigen Werk mit Ausdruck nachzuzeichnen – und bewies wie alle anderen: Technik ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur optimalen Interpretation. Damit überzeugte dann 1. Preisträger Augustinas Eidukonis: erst in Beethovens „Pathétique“-Sonate op. 13 mit besonderer Ruhe und Klarheit im Adagio cantabile und zum bejubelten Schluss bei zwei Debussy-Préludes, wo er das „Feux d’artifice“ bei allem Feuerwerk singen ließ.